Das SATT UND SELIG befindet sich im ehemaligen Hotel zum Stern in der Carl-Schurz-Straße 47. Ursprünglich trug die Carl-Schurz-Straße den Namen Klosterstraße. 1754 erfolgte die Umbenennung in Potsdamer Straße. 1939 dann erhielt sie den heutigen Namen Carl-Schurz-Straße, zum Gedenken an den „48er Revolutionär“ Carl Schurz, der 1850 den Dichter Gottfried Kinkel aus dem Spandauer Zuchthaus befreite. Unter US-Präsident Abraham Lincoln (Regierungszeit 1861-1865) wurde Carl Schurz zum Botschafter der USA in Spanien ernannt. Vom US-Präsidenten Rutherford B. Hayes (Regierungszeit 1877-1881) wurde er zum Innenminister der USA berufen.
Dieser Teil der Spandauer Altstadt bildet den ältesten Stadtkern, der schon im 12. Jahrhundert bebaut wurde, als die Askanier in die Mark kamen. Das Haus, in dem sich das SATT UND SELIG befindet, ist eines der ältesten Gebäude der Spandauer Altstadt, ein Barockhaus aus dem 18. Jahrhundert. Unter diesem historischen Haus befinden sich Kellergewölbe aus dem 14. Jahrhundert. Das Nachbargrundstück war früher mit dem Palais des Prinzen Heinrich bebaut. Dieses war der Wohnsitz des jeweiligen Stadtkommandanten.

Im Dezember 1726 gab es in der Klosterstraße Nr. 97 (der heutigen Carl-Schurz-Straße 47) erstmals einen Gasthof mit Ausspann für Pferde. Eigentümer war der Bäckermeister Joachim Lange. In der Nacht vom 24. zum 25.06.1740 wütete eine Feuerbrunst und zerstörte zehn Häuser in der Klosterstraße und in der Ritterstraße. Das heutige Fachwerkhaus wurde vermutlich erst nach diesem Brand errichtet.

Von 1868 bis 1874 war erneut ein Bäckermeister der Eigentümer, ein gewisser Herr A. Lange. 1880 erfolgte der Umbau zum Hotel. Ebenfalls zu dieser Zeit entstand eine Remise. Zur Jahrhundertwende wurde im Erdgeschoss eine Gaststätte eröffnet. Der Hoteleigner war Herr Felix Tietz, der Tanzmaitre Herr Wilhelm Tepper, der spätere Besitzer der Victoria-Säle. Zudem residierten hier das Privat-Tanzlehrer-Institut Richard Schulz und das Haar-Geschäft des Friseurs Richard Taniewski. Die Beleuchtung erfolgte mittels Gaslampen. Im Saal hing das Portrait des Kaisers, auf einem Gesims stand die Kaiserbüste „Willem Zwo“.

Tanzen wurde zu dieser Zeit noch als unmoralisch angesehen, daher waren keine Kinder bei solchen Veranstaltungen erlaubt. Trotzdem brachten die Musiker oftmals ihre Kinder mit und versteckten sie bei den häufig stattfindenden Polizeikontrollen unter den weiten Röcken der Mütter.

Der „Stern“ war das Stammlokal der Soldaten des Garde-Grenadier-Regiments Nr. 5 und des 5. Garde-Regiments zu Fuß. Häufig kam es hier zu Schlägereien zwischen den Soldaten. 1910 verkaufte die Forst-Deputation im Haus Nutz- und Brennhölzer vom Gut Gartenfeld bei Haselhorst.

1914 wurde die Hofeinfahrt beseitigt. 1922 kam es zur Umgestaltung des Erdgeschosses mit Korbbogenfenstern zum Restaurant nach Plänen von Adolf Steil durch den Baumeister Ernst Prätz. Bis dahin befand sich das Mansarddach im Urzustand, auf alten Fotos kann man die Fledermausfenster noch gut sehen. 1923 stand im Zeichen der Anbringung eines Sterns. 1928 wurde dann auch die Hofausfahrt beseitigt. 1933 praktizierte die Hellseherin (Chirologin Frau da Gama) im Haus. Ihr Spezialgebiet bildete die Schicksalsdeutung aus Handrunen, Schrift und Geburtsdatum. Sie warb mit der Aussage „Schicksalswege können Sie nicht treffen, bei genauer Kenntnis Ihres eigenen Lebensweges“ für ihre Dienste. Des Weiteren berief sie sich auf eine „Behördliche Beglaubigung“ und auf „Anerkennung aus allen Kreisen“.





1944 kam es zur starken Zerstörung durch Brandbomben. In der Folgezeit wurde der Wiederaufbau vorgenommen. Drei Großbrände folgten und erschütterten das Hotel zum Stern: 1954, 1969 und 1978. Beim letzten Brand war die Ursache eine brennende Zigarette im Papierkorb im Schankraum. Zu dieser Zeit gab es zwar noch den Hotelbetrieb, aber in den ehemaligen Restaurationsräumen befand sich mittlerweile bereits eine Pizzeria. Auch ein Fischrestaurant befand sich zeitweilig in diesen Räumlichkeiten. In den 80er Jahren wurde der Hotelbetrieb eingestellt. Nun wurde ein Schmuck- und Pelzgeschäft betrieben.

Im April 1986 begannen die Umbau- und Restaurierungsarbeiten. Hierbei kam es auch zur Schließung der abgeschrägten Ecke an der Ritterstraße, die der Architekt 1922 bei einem Umbau eingefügt hatte. Das Dach erhielt die für Spandau typische Biberschwanzdeckung. Die Hoteletagen wurden zu Wohnungen umgebaut. Das Fachwerk im Obergeschoss wurde vom Putz befreit. 1987 waren die Umbau- und Restaurierungsarbeiten abgeschlossen. Kosten: über 4,5 Millionen DM. Die Hälfte der Kosten wurde vom Land Berlin übernommen. Die Gasag-Beratungsstelle mit angeschlossener Lehrküche und Betten-Rutz, ein Berliner Traditionsbetrieb seit 1931, eröffneten ihre Geschäfte. Das Bettengeschäft, das als Folge der Pleite des Immobilienbetrügers Jürgen Schneider sein Hauptgeschäft am Tauentzien schließen musste (1999 entstand dort Niketown und ab 2014 der Flagship-Store der Modekette Uniqlo aus Japan), geriet in die roten Zahlen und musste bis auf ein Geschäft in Berlin-Schmargendorf (Schließung 2015) sämtliche Filialen, auch die in Spandau, schließen. In der ehemaligen Remise wurde künstlerisch gestalteter Schmuck von der Goldschmiede von Anne und Gerd Korn hergestellt, später verrichtete eine Hebamme ihre Tätigkeit, von 2012 bis 2015 verbrachte hier Brunhilde Mainz ihre letzten Lebensjahre. Oma Brunis Käsekuchen war legendär.

1988 wurde der Architekturpreis in der Kategorie „Gelungene Sanierungsmaßnahmen“ vergeben. Das Haus erhielt die strengen Auflagen des Denkmalschutzes. Zuletzt befand sich ein Schnäppchenladen in diesen Räumen, bevor das von Familie Mainz konzipierte SATT UND SELIG am 09.06.2006, dem Tag des Beginns der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, seine Pforten in diesem traditionsreichen Haus öffnete. Im April 2013 wurde das SATT UND SELIG von Familie Akbari übernommen. Seit Januar 2017 betreibt nun Herr Aina mit seinem Team das SATT UND SELIG, wobei er das ursprüngliche Konzept mit seiner in Steglitz erprobten Steakeria erweiterte.

Vom SATT UND SELIG aus blickt man direkt auf die wunderschöne Nikolaikirche und das Denkmal Kurfürst Joachim II. Am 1. November 1539 wurde in der Mark Brandenburg die Reformation eingeführt. An diesem Tag erhielt Kurfürst Joachim II. in der St.-Nikolai-Kirche durch den brandenburgischen Bischof Matthias von Jagow das Abendmahl in beiderlei Gestalt, das heißt mit Brot und Wein, womit er den Übertritt zum lutherischen Bekenntnis kundgab. Aus Anlass des 350. Jahrestages wurde 1889 das Denkmal Kurfürst Joachim II. vor dem Kirchenportal der St.-Nikolai-Kirche errichtet. Das Standbild wurde von dem Bildhauer Erdmann Encke geschaffen und in der Gießerei Lauchhammer gegossen. Es wurde auch Reformationsdenkmal genannt.